GNU General Public Licence vor Gericht (mal wieder)

Geschrieben von MMind am Montag, 20. Juni 2011 in Allgemein

Die GPL war in der Vergangenheit schon oft Inhalt von Gerichtsprozessen. Heute kam nun ein weiterer dazu.

Es geht darum dass die Cybits AG, den Linux-Kernel von AVMs Fritz-Boxen abändern möchte um damit irgendeine Art von Internetfilter zu realisieren. Dies gefällt wiederum AVM nicht, sodass sie dies der Cybits AG gerichtlich untersagen lassen wollen.

GPL-Freiheiten

Dieses Ansinnen greift nun aber direkt in die Freiheiten ein, die durch die Bedingungen der GPL gewährt werden.

Die GPL gewährt und sichert 4 Freiheiten:

  • die Software für jeden Zweck zu nutzen
  • die Software nach Bedarf zu ändern
  • die Software mit anderen zu teilen
  • Änderungen an der Software mit anderen zu teilen

Gesichert wird dies dadurch, dass der Lizenznehmer verpflichtet ist, wenn er Kopien der Software in Verkehr bringt, auch immer den Quellcode der Software mitzuliefern und seinen Lizenznehmern die selben Rechte einzuräumen, die auch ihm eingeräumt wurden.

Selbstzerstörungssequenz eingeleitet...

Um GPL-Software nur zu nutzen, muss man die Bedingungen der GPL nicht explizit akzeptieren, — was im Punkt 9 der GPL3 auch noch mal erläutert wird. Bei der Weitergabe eines GPL-Programms hingegen (mit oder ohne Änderungen) kann man die Akzeptanz der Lizenz dann implizit voraussetzen. Wäre dem nämlich nicht so, würden die Regeln des normalen Urheberrechts greifen, die das Anfertigen und Verbreiten von Kopien explizit verbieten — bis auf einige Schrankenregelungen.

Die GPL selbst hat aber auch eine Termination-Clause (Punkt 8 de GPL3 / Punkt 4 der GPL2). Wenn der Lizenznehmer gegen die Bestimmungen der GPL verstößt, wird die Lizenz automatisch beendet und ist im Fall der GPL2 auch nicht von Seiten des Lizenznehmers wideraufnehmbar.

Da aber bis jetzt alle nach den Prozessen immer nett zueinander sein wollten, hat sich scheinbar noch kein Urheber auf die Klausel berufen. Als Lernhilfe wäre es aber schon interessant ...

Morgen ist auf alle Fälle die Verhandlung vor dem Berliner Landgericht und weitere detailiertere Information dazu gibt es auf einer speziellen Seite der Free Software Foundation Europe.

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Kindle-Fundstück

Geschrieben von MMind am Samstag, 18. Juni 2011 in E-Book Reader

Der Kindle — also Amazons eBook-Reader — ist ja der Inbegriff des »Walled Gardens«. Trotzdem scheint es Amazon aber zu schaffen, wenigstens die Bedingungen der GPL einzuhalten und die notwendigen Quelltexte bereitzustellen [1].

Beim Stöbern in diesen Quellen der Version 3.2.1 trat etwas lustiges zutage. Scheinbar hat Amazons Lab126, die Kindle-Entwicklungsabteilung, mit Sipix-Displays zumindest mal experimentiert.

Wenn man in das Verzeichnis drivers/video/eink/auo schaut, findet man einen Treiber für den AUO-K1901-Controller. Dass ist zwar nicht ganz der selbe wie in den Qisda-Readern, aber doch hinreichend ähnlich, das dieser Treiber wenigstens zur Dokumentation dienen kann.

[1] Im Gegensatz zu z.B. Thalia von denen immernoch der Quellcode des als GPL gekennzeichneten WLAN-Treibers fehlt.

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Ein 9,7 Zoll eInk Pearl Reader

Geschrieben von MMind am Mittwoch, 15. Juni 2011 in E-Book Reader, Geräte

Ich suche für meine Uni-Sachen ja immer noch einen großen eReader. Bisher war dafür der Asus DR-900 eingeplant, da er auf der gleichen Platform beruht wie der Oyo und ich damit alle Oyo-Entwicklungen auch auf diesem weiternutzen könnte. Bisher ist der Reader in Deutschland aber noch nicht erhältlich.

Nun habe ich vor ein paar Tagen einen möglichen Konkurenten entdeckt, der dem Asus den Rang ablaufen könnte. Denn statt des Sipix-Displays, mit Altpapier-Anmutung, des DR-900 ist im Oynx »Boox M90« ein Pearl-Display von eInk verbaut. Der Unterschied im Kontrast der beiden Display-Arten ist mehr als deutlich.

Auch vom Design und den anderen Hardware-Eigenschaften gefällt er mir recht gut.

Onyx Boox M90
Ein Presse-Bild des Boox M90, dass mir von Onyx zur Verfügung gestellt wurde.

Als Prozessor kommt ein i.MX31 von Freescale zum Einsatz. Dieser ist nicht nur etwas flinker als der S3C2416 von Samsung, er hat scheinbar auch eine etwas größere Entwicklerausstattung im Kernel-Umfeld — der S3C2416 ist ja eher so eine Art Stiefkind und es werden kaum weitere Features implementiert.

Die Reader unterscheiden sich auch in der verbauten Touchscreen-Lösung. Während die Sipix-Reader multitouch-fähige kapazitive Touchscreens besitzen, werkelt im Boox M90 ein Wacom-Touchscreen. Dieser wird ausschliesslich mit einem speziellen Stift bedient — wie es auch bei den normalen Wacom-Tablets üblich ist

Openess-Check

Da ich »Hardliner« aber partout keine Geräte kaufe zu denen ich keinen Zugang bekomme, habe ich mich mal etwas kundig gemacht.

Onyx scheint zu anfang kleinere Probleme mit dem erfüllen der GPL gehabt zu haben. Jetzt scheint es aber so zu sein, dass sie die »Community« recht gut einbeziehen. Es existiert ein Software-Development-Kit um eigene Anwendungen für die Boox-Geräte zu schreiben und auch Kernel-Sourcen sind vorhanden.

Ich hatte einen sehr erfeulichen Mailwechsel mit einem Onyx-Mitarbeiter (in China?), der sich sogar für meine Detailfragen zum Bootvorgang Antworten von seiner Technik-Abteilung geholt hat. Hier kann ich noch anmerken, dass ich auch zu einem der DR-900-Entwickler bei Asus kontakt habe, der meine Fragen zu Hardware beantwortet. Auf dem Gebiet sind sowohl Asus als auch Onyx super :-) .

Und ein paar handfeste Erkenntnisse habe ich auch noch: Der M90 hat wie der Boox60 einen einfach zugänglichen seriellen Port und der Bootloader scheint nicht sonderlich versperrt zu sein. Wenn man den Kernel des speziellen Flasher-Systems opfert sollte es möglich sein, dort auch eine Dual-Boot-Lösung zu bauen — interessant wäre eine Lösung mittels kexec, dass also der Kernel im Flash einen aktuellen Kernel auf der SD-Karte sucht und dann diesen per kexec startet.

Auch die Boot-PINs des i.MX31 sollen einfach zugänglich sein, so dass sich der Reader auch gleich ganz auf einen SD-Karten-Boot umstellen lassen würde — es ist aber ein Lötkolben erforderlich.

Driver supply

Here we will switch to english, as the mapping of boox drivers to current kernels might interest more people than my ramblings above on how great the M90 is ;-).

The original Boox kernel is based on a vendor-fork by Freescale from 2.6.26. Exactly the same (bad, as it's a dead end) principle as the 2.6.21 fork of the Qisda devices. But from my cursory glance at the source porting the drivers seems to be quite straight forward.

The i.MX31 base systems (cpu, flash, sd-slot, ...) seems to be quite well supported in current kernels and seems to get continued attention too. So let's investigate the other major components

  • epaper-display is controlled by an Epson-Broadsheet controller. So only a board driver for the existing broadsheetfb will be necessary ... ok
  • wlan seems to be some Marvell chip supported by libertas, which is also used in the vendor kernel ... ok
  • touchscreen: the equivalent for the mxc_ts driver should be the mc13783_ts ... so ok until proven otherwise
  • mxc_kbd contains some keys connected by gpios — so either gpio_keys or gpio_matrix driver ... ok
  • it also contains a driver for a capacitive touch slider on the frame of the device. I haven't found a driver exists for the lds6107, but it looks simple enough ... simple
  • lp3971 regulator exists in current kernels ... ok
  • audio codec from Wolfson Micro (either wm8731 or wm8711) — both codec drivers are present in current kernels

It seems, all the basic parts of the reader are either supported or supportable without much work in current kernels.

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